AntifRAKtour 2018 – ein Rückblick

Huiuiui, dat ging aber ordentlich rund die letzten Tage! Höchste Zeit, mal kurz in uns zu gehen und das Geschehene Revue passieren zu lassen.

Grob gesehen sind da neben Erschöpfung erstmal ne Menge positive Energie, Spaß, wunderbare Erinnerungen und Empowerment, die uns die Tour, die Leute vor Ort, die Konzerte und Aktionen und nicht zuletzt wir uns selbst gegeben haben. Wir haben es geschafft, unsere Akzente an viele Orte zu bringen und konnten einen Funken dieser Motivation vielleicht auch bei den lokalen Projekten überspringen lassen.

Nach etlichen Stunden der Planung, Diskussion und Organisation der AntfRAKtour im Vorfeld und zwei Tagen intensiver Arbeit am Programm in Leipzig ging es im vollgepackten Linienbus auf nach Zittau ins tolle Emil. Unterwegs trafen wir zwei Tramps, die zufällig das gleiche Ziel hatten – na, die nehm‘ wa doch mit! Nach einem Vortrag zur politischen Situation und den Nazis in Zittau haben wir nen klasse Auftakt-Galaabend hingelegt und den Laden in ein Glitzer-Konfettimeer verwandelt.

Am nächsten Tag ging es dann für drei „Straßenkonzerte“ durch die Sächsische Schweiz: SebnitzKönigsteinPirna. Überall haben wir musikalische Kundgebungen abgehalten, die gut besucht wurden und schön für Aufmerksamkeit bei Passant_inenn und Touris sorgten. Auch wenn bei Straßenmusik röhrende Mopedgängs und ratternde Güterzüge manchmal nerven und die Polizei auf den festgelegten Orten beharrte, konnten wir das Beste draus machen und nahmen uns gemeinsam mit den Menschen vor Ort den Raum um ein anderes Bild des sächsischen Hinterlandes zu zeichnen.

Schließlich stand dann noch Plauen aufm Plan. Dort tauchten wir am “Tunnel” auf, einem lokalen “Brennpunkt” von dem unliebsame Personengruppen, wie Trinker*innen und Jugendliche, die nichts ins Stadtbild passen, mehr und mehr verdrängt werden. Witzigerweise fand genau am gleichen Tag auch ein Straßencafé der Mobilen Jugendarbeit statt, dessen Mitarbeiter*inenn und Gäste sich sehr über das dreistündige Programm von uns freuten.
Der Regen und die paar Nasen vom „III. Weg“, die vorher aufm Platz waren, machten uns da keinen Strich durch die Rechnung. Na gut, der Regen schon ein bisschen, aber mit genug Kreativität wird der überdachte Eingangsbereich einer anliegenden Bäckerei eben zur improvisierten Bühne.

Nach ein paar Tagen Proben, Diskussionen, Auswertung, Vorbereitung für die restliche Tour trug uns der Wind (Fahrtwind von Auto und Zug) schließlich nach Magdeburg ins tip-top Libertäre Zentrum (LiZ). Nach einem Input zu lokalen Nazistrukturen durften wir den neuen Kost-Nix-Laden bestaunen und dessen Eröffnung um unseren Auftritt erweitern.

Jede Menge superleckere Erdbeerrollen und Pizzaschnecken später erblickten wir dann die schnieke Altstadt von Salzwedel – und vor allem das schnieke AZ. Von hier aus gab es einen antifaschistischen Stadtspaziergang, an dem etwa 120 Leute teilnahmen. Wir liefen an bestimmten Orten in der Stadt vorbei, die für die aktuelle rechte Szene von Bedeutung sind. An jedem dieser Orte blieben wir stehen und spielten ein thematisch passendes Lied. Vor dem AfD-Büro wurde versucht, uns zu übertönen – vergeblich.
Bei dieser Aktion kam es zu einem Zwischenfall: ein Nazi-Sympathisant raste mit seiner Karre auf die Leute zu, blieb kurz vorher stehen, fuhr langsam durch die Menge, um am Ende ein Transparent festzuhalten und ruckartig Gas zu geben. Dadurch flog eine Person, die das Stück Stoff festhielt, auf den Spoiler und wurde noch ein Stück auf der Straße mitgeschliffen. Sie konnte erst einmal nicht mehr laufen, wurde allerdings zum Glück auch nicht schlimmer verletzt, was schnell hätte passieren können. Arschloch!

Schließlich ging es auf ins Wendland. Der erste musikalische Zwischenstopp war der Aktionstag in Gorleben, wo wir spontan und unberechenbar auftauchten und mit einem Konzert ne ordentliche Meute um uns versammelten. Dass wir nicht angemeldet waren, passte einer Person der Orga leider nicht, aber was soll‘s, das ist Straßenmusik, das muss so.

Ein Teil von uns entschloss sich daraufhin noch, nach Hitzacker zu dackeln, um einem sehr übereifrigen Staatsschutz-Polizisten einen Besuch abzustatten. Diese Aktion sorgte für riesiges Aufsehen und entlarvte die schäbige Arbeit einiger Journalist*innen und Medien, die unreflektiert eine tendenziöse Pressemitteilung der Polizei zum Skandal aufbauschten. Unsere Stellungnahme sowie (überwiegend) negative und (weniger) positive Artikel und Berichte dazu findet ihr hier: http://rak-treffen.de/
Eine Wiederholung des Geschehens an dieser Stelle müssen wir wohl nicht vornehmen, darüber wurde in den letzten Tagen bereits echt genug geschrieben ;-P
Es bleibt zu sagen: getroffene Hunde bellen.

Zwei weitere Konzerte standen nun noch in Mützingen und Satemin an. Mit jeder Menge Eleganz, Spontaneität, Unberechenbarkeit und Charme konnten wir den Einlasskontrollen versichern, dass wir die Band sind, und schon ging‘s los. So konnten wir zwischen all den Einkaufs- und Handwerkstrubel auch unsere politischen Inhalte streuen. War‘n 2 gute Nummern, und nach ner Runde Eis für alle konnte sich nun der spitzen-Gasthof in Meuchefitz auf uns gefasst machen.

Nach einem weiteren Tag Proben und dem Verarbeiten der letzten Tage machten wir uns an die Arbeit für den abschließenden Galaabend. Was für ein gelungener Abschluss einer gelungenen Tour! Wir haben es hingekriegt, fast rein akkustisch 500-600 Leute zu beschallen, lediglich mit einer Akku-Lautsprecherbox und 2 Mikrofonen als Verstärkung bewaffnet. Durch das intensive Zuhören und das Zusammenrücken vor der Bühne ist eine Atmosphäre entstanden, die die Spannung über den gesamten beinahe 4-stündigen Galaabend nicht abbrechen ließ. Als zum Schluss unsere letzten gemeinsamen Lieder erklungen, wurden auch nochmal ordentlich die Tanz- und Pogobeine geschwungen, das war schon n bissl magisch.
Der Abend klang dann noch mit der obligatorischen Feuertonne und ner deftigen Punkrockdisco aus und am frühen morgen fielen dann auch die letzten erschöpft und zufrieden in ihre Kojen.

Leute, was für ne Erfahrung! Wir bedanken uns aufs Allerherzlichste bei allen, die uns unterstützt haben und hoffen, euch auch etwas Unterstützung gewesen sein zu können! Ein fetter Dank geht raus an’s Emil, die FAU Dresden und die Schwarzroten Bergsteiger*Innen, die fitten Leuten in Plauen, das LiZ, das AZ, den Gasthof und alle, die bei der Tour dabei oder auch sonstwie daran beteiligt waren! Und na klar, auch an alle die das Kraut-Fun-Ding zum Erfolg und somit die Tour möglich machten! Macht weiter so, für eine aktive Gegenkultur! Kommendes Jahr geht es in die nächste Runde mit der AntifRAKtour! Nie wieder ruhiges Hinterland!

Bis die Tage!

Eure RAKeten

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